6. Juli 2013

Geld. Macht. Sex.

Wiedergesehen auf DVD | »Unter dir die Stadt« von Christoph Hochhäusler (2010)

Quellende Wolken über der Stadt. Ein Aufzug nach oben. Macher unter sich: »Es wird ein bißchen scheppern, aber probieren wir’s.« … Frostiger Versuch über eine Welt, in der man zum Lachen auf die Dachterrasse geht – und sich dann doch lieber in die Tiefe stürzen möchte. Christoph Hochhäusler benutzt das Frankfurt der Banken, wie Michelangelo Antonioni einst das Mailand der Verlage, das Rom der Börsianer, das Ravenna der Chemiewerke benutzte: als Folie für eine hermetische Beziehungsstudie, die mittels der präzisen Beobachtung zwischenmenschlicher (und (stadt-)räumlicher) Verhältnisse gesellschaftliche Zustände konstatiert. Das Wechselspiel von Beherrschung und Selbstbeherrschung, von Berechnung und Abstraktion, das die beschriebene Welt determiniert, wird konsequenterweise zum Gestaltungsprinzip des Films: Eine hochgradig kalkulierte Kamera (Bernhard Keller) setzt extrem distanzierte Darsteller (Robert Hunger-Bühler, Nicolette Krebitz, Mark Waschke, Corinna Kirchhoff) in anonym-ästhetische Bilder. Die (privaten und sozialen) Leidenschaften wallen hinter spiegelndem Glas, und erst ganz am Ende – in einem knappen, visionären Epilog – gerät die äußerste Kontrolle schließlich und endlich außer Kontrolle: »Es geht los.«

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