5. März 2012

The secret behind appearances

YouTube | »House of Harrington« von Tyler Hubby und Jeffrey Schwarz (2008)

»I was always asking my mother to let me see a horror movie«. Ein kurzer Film über eine der ungewöhnlicheren Biographien der amerikanischen Kinogeschichte. Als Kind von der Präsenz Lugosis und Karloffs fasziniert, macht Curtis Harrington (1926–2007) seinen ersten Film mit 16: die Edgar-Allen-Poe-Adaption »Fall of the House of Usher« (mit sich selbst in der Hauptrolle). Später hospitiert er in der Traumfabrik »Paramount«, findet die Filmhochschule »a waste of time«, geht nach Paris, wo er Kenneth Anger trifft, in dessen »Inauguration of the Pleasure Dome« er den bewunderten Conrad Veidt imitiert. 1961 dann der erste eigene Spielfilm: »Night Tide« über einen Matrosen (Dennis Hopper), der einer Seejungfrau aus dem Vergnügungspark verfällt. Nachdem er für Roger Corman das Material sowjetischer space operas in SciFi-Abenteuer für den US-Markt transformierte, kommt Harringtons Hollywood-»Karriere« Ende der 1960er Jahre in Fahrt: Als eine Art George Cukor des gothic horror arbeitet er mit Simone Signoret, Shelley Winters, Debbie Reynolds, Gloria Swanson, Ann Sothern, Ruth Roman, Piper Laurie, schafft – stets interessiert an »hidden meanings«, immer empfänglich für das »unseen« – eine Reihe surrealer Psychothriller, die häufig in der »guten alten Zeit« spielen, tragische Märchen, aus denen kaum einer mit heiler Haut davonkommt. Schließlich landet Harrington beim Fernsehen, dreht Episoden für »Charlie’s Angels« und vor allem für »Dynasty«, diese phantastische Überdrehung des Lebens der Schönen (?) und Reichen (!) im real-existierenden Turbo-Kapitalismus der Reagan-Jahre. Nach einem zweifelhaften Versuch, Sylvia Kristel das Schauspielen beizubiegen (»Mata Hari«, 1985), realisiert Curtis Harrington (»I see myself as someone apart of the crowd – and alone.«) kurz nach der Jahrtausendwende seinen letzten (Avant- … oder vielleicht eher: Derrière-Garde-)Film: das gänzlich selbstbestimmte Edgar-Allen-Poe-Home-Movie »Usher« (mit sich selbst in der Hauptrolle). Der Kreis schließt sich – der alte Harrington spiegelt sich im jungen, der den alten vielleicht schon vorausahnte. 

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